Hofnachfolger Leo Rösel: Ich will die Abwärtsspirale durchbrechen
/f/69596/2760x1200/fb191efce8/2020-07_interview-leo-rosel_header-2.jpg)
Er liebt seinen Beruf über alles und setzt sich für die moderne, nachhaltige Landwirtschaft ein: Hofnachfolger Leo Rösel aus Neukirchen ist Fachagarwirt für erneuerbare Energien, ehrenamtlicher Agrarscout, Agrarblogger und für den CeresAward 2020 als "Junglandwirt des Jahres" nominiert. Wir haben ihn befragt, welche Herausforderungen er aktuell sieht und wie er die Zukunft seines Betriebes sichern möchte. Was er noch verbessern möchte: die Digitalisierung auf dem Hof und das digitale Agrarbüro, damit die Kommunikation noch einfacher wird.
30 Jahre jung, Hofnachfolger und wohnhaft in Neukirchen
Landwirtschaftlicher Geselle, staatl. gepr. Techniker für Landbau und Fachagrarwirt für Erneuerbare Energien – Biomasse
Besondere Leidenschaft: Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft über Instagram & Facebook, bei Hof- und Feldführungen sowie deutschlandweit als Agrarscout
Seit 2014 ehrenamtlich als Gemeinderat und kommunaler Energiebeauftragter tätig
Hobbys: Posauenchor, Schwimmen
/f/69596/1350x1350/04d57cc59f/2020-07_interview-leo-rosel_split-1-2.jpg)
1 Betriebsleiter, 1 Hofnachfolger, 1 festangestellter Mitarbeiter und Familienarbeitskräfte
Betriebsschwerpunkte:
Ackerbau mit 7 gliedriger Fruchtfolge, Energiepflanzen und Marktfrüchte
Energieproduktion mit Biogasanlage, PV Strom und Hackschnitzelerzeugung
Forstwirtschaft
Betrieb hat sich vom Milchviehbetrieb über Bullenmast hin zum modernen Ackerbaubetrieb mit Energieproduktion samt Forstwirtschaft und Dienstleistungsbereich gewandelt
/f/69596/768x1024/2f9990ef92/img_1278.jpg)
Agrarscout Leo Rösel im Interview
Wie bist du zu deinem Hof gekommen?
Unser Hof ist seit vielen Generationen ein Familienbetrieb. Meine Uroma musste ihn nach dem Weltkrieg ohne Mann weiterführen. Das hat sie alles gemeistert und den Hof erfolgreich an meinen Opa übergeben. Er war dann ein erfolgreicher Bullenmäster und sehr innovativ, was den Ackerbau betrifft. Das Standbein Bioenergie hat dann mein Vater vor ca. 15 Jahren aufgebaut. Und in Zukunft möchte ich den Hof weiterführen, meine Ideen einbringen und Impulse setzen.
Wer kümmert sich bei euch um was?
Mein Vater als Betriebsleiter ist Chef für alles. Viele Aufgaben nehme ich ihm als Hofnachfolger bereits ab. Den Ackerbau organisiere ich vollkommen selbstständig. Die Dienste an der Biogasanlage teilen wir uns auf. Wenn viel Feldarbeit ansteht und unser Mitarbeiter und ich draußen am Acker sind, dann managt mein Vater die Biogasanlage alleine. Und für große Arbeitsspitzen während der Ernte hilft dann die ganze Familie zusammen. Die Forstwirtschaft und das Geschäft mit den Hackschnitzeln fallen meist in die Wintermonate, wo auf dem Feld wenig los ist und ergänzt so unser Betriebskonzept ganz gut.
Gab es mal einen Moment, in dem du alles hinschmeißen wolltest – und was hat dich am Ende umgestimmt?
Schlechte Tage hat man immer mal, aber aufgeben kommt nicht infrage ;)
Wie weit in die Zukunft planst du?
Unser gesamtes Betriebskonzept ist langfristig geplant. Mittelfristige Entwicklungen, zum Beispiel Veränderungen in der Flächenausstattung, werden so gut es geht eingeplant. Investitionen in Maschinen werden bei uns ebenfalls vor dem Kauf durchgeplant. Aber gerade in der Landwirtschaft gibt es viele Unwägbarkeiten, vor allem das Wetter, die so manche Planung über den Haufen werfen.
Wie ist bei euch die Generationenfolge geklärt?
Derzeit ist mein Vater der Betriebsleiter. Ich stehe als Hofnachfolger in den Startlöchern.
Worauf bist du aktuell besonders stolz?
Ich bin stolz Landwirt zu sein, weil es der schönste Beruf ist! Ich bin stolz darauf, meine Umwelt aktiv mitgestalten zu dürfen, stolz darauf das Geschaffene von Generationen weiter zu erhalten und zu verbessern. Ich bin stolz darauf, dort arbeiten zu können, wo andere Erholung suchen oder Urlaub machen.
Was wollt ihr noch verbessern?
Im Bereich Digitalisierung haben wir die letzten Jahre schon viel im Bereich Ackerbau eingesetzt (Online Ackerschlagkartei, Spurführung der Traktoren, Dokumentation, …). In Zukunft möchte ich auch im Agrarbüro in diese Richtung weiterarbeiten, um den Aufwand im Bereich Kommunikation mit Banken, Steuerberater, Lieferanten, Kunden und Behörden gering zu halten.
Was war bisher dein größter unternehmerischer Erfolg bzw. deine bisher beste unternehmerische Entscheidung?
Den einen großen Erfolg gibt es nicht direkt. Als mein Vater damals die Entscheidung getroffen hat, in den Bereich Erneuerbare Energien mit einer Biogasanlage einzusteigen, hat das die Zukunft des Betriebes gesichert. Die Entscheidung, Biogasproduktion und Marktfruchtbau in Ergänzung zu betreiben und dabei das Gleichgewicht zwischen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu halten sehe ich ebenfalls als großen Erfolg bei uns im Betrieb.
Was ist deine aktuell größte Herausforderung?
Ich sehe den Klimawandel aktuell als größte Herausforderung für die Landwirtschaft. Verschärft wird die ganze Situation noch durch immer abstrusere Gesetze und Verordnungen, die viele kleine Landwirte zum Aufgeben zwingen. Auch führen die schlechten Preise und gleichzeitig steigenden Auflagen zu immer schlechteren Wirtschaftlichkeiten. Deshalb sehe ich das Durchbrechen dieser Abwärtsspirale als die Herausforderung für mich und meinen Betrieb.
Welche Ziele hast du für dich und deinen Hof?
Mein Ziel ist es, den Betrieb zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften. Ich möchte, dass auch in Zukunft hier auf unserem Betrieb ein nachhaltiges Wirtschaften möglich ist. Ein persönliches Ziel von mir ist, die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, dafür setze ich mich mit meiner Öffentlichkeitsarbeit ein.
Wer inspiriert dich?
Mich inspirieren ganz viele tolle Landwirte aus ganz Deutschland, die ebenfalls sehr gute Betriebskonzepte haben und diese in den sozialen Medien teilen.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!
Werde Teil von Deutschlands größtem Online-Netzwerk für die Landwirtschaft!
/f/69596/1350x1350/f54f8cde13/cta_website-box.jpg)